Das Fräulein von Scudéri

E.T.A. Hoffmann, der Mann mit dem akronymen Vornamen, wurde 1776 in Königsberg geboren. Eigentlich hieß er Ernst Theodor Wilhelm, aber das Wilhelm wandelte er später um in Amadeus, um damit seine Verehrung für den 1791 verstorbenen Wolfgang Amadeus Mozart zum Ausdruck zu bringen. Sein Vater war Rechtsanwalt, der sich zwei Jahre nach der Geburt des Sohns von seiner Frau scheiden ließ. Ernst Hoffmann wurde der Mutter zugesprochen und wuchs bei der Großmutter so-wie unter der Vormundschaft seines Onkels in einem bürgerlichen Haushalt auf, der auf Geistiges nur wenig hielt, auf Ordnung, Pflicht und Anstand dagegen viel. Seine Zeichnungen, Kompositionen, Romane verschwanden in der Schublade. Er entschloss sich gegen seine Berufung als Künstler und für den Brotberuf, studierte Jura und wurde nach einem hervorragenden Examen in den Staatsdienst aufgenommen. 1804, zwei Jahre nach seiner Heirat mit der Polin Maria Thekla Michalina (Mischa) Rorer-Trzynska, wurde er Regierungsrat in Warschau. Mit dem Einmarsch Napoleons in Preußen und der Besetzung Warschaus durch die Franzosen wurde er durch die Auflösung der preußischen Behörden arbeitslos. Acht Jahre lang war er darauf angewiesen, sein Geld ohne Dienstherrn zu verdienen. Nun kam endlich seine Doppelbegabung zum Tragen und der bisherige Nebenverdienst wurde zum hauptsächlichen Lebenserwerb. Er zog 1808 nach Bamberg und betätigte sich als Autor, Musikdirektor, Komponist, Regisseur und Bühnenmaler. 1809 erschien sein erstes gedrucktes Werk, die fantastische Erzählung "Ritter Gluck". Sein weiterer Weg führte ihn abwechselnd nach Dresden und Leipzig, wo er als Kapellmeister tätig wurde. Mit fast vierzig Jahren erlebte er den künstlerischen Durchbruch. Erzählungen, Novellen und Märchen erschienen, in der er Alltagswelt und Ungeheures, Reales und Gespenstisch-Spukhaftes ineinander übergehen lässt. Seine Erzählungen sind geprägt von der Lust am Geheimnisvollen und Wunderbaren, sie überraschen mit un-vorhersehbaren Wendungen. Der "Gespenster-Hoffmann" eroberte das literarische Deutschland, sein umfangreiches Werk zählt zur Hochromantik. Es hatte großen Einfluss auf die europäische Literatur, so auf Balzac, Poe, Baudelaire und Kafka. 1814, nach dem Sieg Preußens und seiner Alliierten gegen Napoleon, wurde E.T.A.Hoffmann in Berlin wieder in den Staatsdienst aufgenommen und war ab 1816 Kammergerichtsrat. In diesem Jahr wurde auch seine romantische Oper "Undine" am Berliner Gendarmenmarkt uraufgeführt. Wegen seiner liberalen Gesinnungen geriet er in Konflikt mit den Behörden, 1822 war ein Disziplinarverfahren gegen ihn anhängig. Am 25. Juni 1822 starb E.T.A. Hoffmann mit 46 Jahren an den Folgen einer Krankheit.